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Warum der Absatz von E-Autos weltweit hinter den Erwartungen liegt

Trotz der stark ansteigenden Zulassungszahlen elektrisch angetriebener Fahrzeuge weltweit spiegelt die Continental-Mobilitätsstudie 2020 wider, warum der Weg für die E-Mobilität in den Massenmarkt noch fern ist. Dafür gibt es neben der Reichweitenangst und den Kosten einen weiteren Knackpunkt.
Bild: Continental

Obwohl hierzulande immer mehr Elektroautos zugelassen werden, liegt der Absatz von Autos mit (zusätzlichem) E-Antrieb in nahezu allen anderen Teilen der Welt deutlich hinter den Erwartungen und dem benötigten Ausmaß, um die anvisierten Einsparziele bei den Treibhausgasemissionen zu erreichen. Zu diesem Schluss kommt die Continental-Mobilitätsstudie 2020.

Daran ändert auch nichts, dass sich inzwischen rund ein Drittel der im Rahmen der Studie Befragten in Deutschland vorstellen können, ein Elektroauto zu kaufen. Im Jahr 2013 waren dies lediglich 17 Prozent. Trotz dieses Anstiegs heißt das im Umkehrschluss aber: Der Großteil kann sich dies eben noch nicht vorstellen. Interessant dabei: Laut der Studie ist der Anteil derer, die es sich nicht vorstellen können, ein E-Auto zu kaufen in keinem Land höher als in Deutschland (57 Prozent).

Doch auch in Frankreich (56 Prozent) und den USA (50 Prozent) sieht sich mindestens die Hälfte der Bevölkerung nicht in einem Elektroauto. In Japan (46 Prozent) liegt der Anteil nur unwesentlich darunter. Ein Ausreißer bei den fünf untersuchten Vergleichsländern ist China: Hier kommt nur für zwölf Prozent der Befragten kein elektrisch angetriebenes Auto in Frage.

Hinderungsgründe 

Der insgesamt bedeutendste Grund, der für die meisten Menschen gegen Elektroautos spricht, ist die Reichweitenangst, was unmittelbar mit der Ladeinfrastruktur zusammenhängt. So sind fehlende Ladestationen in vier der fünf untersuchten Länder der wichtigste Grund für die Studienteilnehmer gegen das elektrische Fahren.

Bezogen auf Deutschland sind die drei meistgenannten Argumente gegen elektrisches Fahren fehlende Ladestationen (interessant: dies gilt eher in Städten als im ländlichen Raum), die geringe Reichweite sowie die Notwendigkeit von Vorplanung und längeren Pausen, wenn lange Strecken zurückgelegt werden müssen. Erst an vierter Stelle folgt in Deutschland – mit einigem Abstand – der zu hohe Preis.

In Frankreich sieht das anders aus. Dort ist es der Preis, der die meisten Menschen abschreckt. Ansonsten fällt auf, dass die Vorbehalte im internationalen Kontext vergleichsweise gleich verteilt sind: Die vier wichtigsten Argumente der Elektroskeptiker sind in allen fünf Länder die gleichen.

Dabei wird in allen untersuchten Ländern von politischer Seite versucht, durch monetäre und nichtmonetäre Anreize die Käufer in Richtung alternativer Antriebe zu lenken. So gibt es in allen fünf Ländern Kaufprämien für Elektrofahrzeuge. In Deutschland wurden diese als Teil des Konjunkturpakets zur Linderung der Coronafolgen für die Wirtschaft erhöht, in China wurden die eigentlich auslaufenden Kaufprämien verlängert. In Japan setzt die Politik auch bei den Herstellern an und zahlt Innovationsprämien für Reichweitensteigerungen. Auch die Ladeinfrastruktur wird in allen untersuchten Ländern ausgebaut.

Doch das reicht den Machern der Studie zufolge nicht. Denn genauso wichtig sei es, den Informationsstand in der Bevölkerung zu erhöhen. Etwa bezogen auf die gefürchtete zu geringe Reichweite. Denn, so Continental, schon heute können die meisten Menschen ihre Alltagsmobilität problemlos elektrisch bewältigen, da in erster Linie kurze Strecken gefahren werden und zu Hause oder am Arbeitsplatz sowie an öffentlichen Orten – also dort, wo längere Standzeiten üblich sind – zunehmend Lademöglichkeiten vorhanden sind.

Knackpunkt Umweltfreundlichkeit

Allerdings gibt es weitere Hindernisse, die sich nicht durch technologische Entwicklungen allein lösen lassen werden. In Deutschland etwa gibt ein Drittel der Menschen an, dass ein Elektroauto für sie nicht infrage kommt, weil sie daran zweifeln, dass die Technologie umweltfreundlich ist. In Frankreich wird dies von einem Viertel der Menschen angegeben. Ganz anders in den anderen drei Vergleichsländern: Hier sind es nur zwischen elf Prozent (USA) und einem Prozent (Japan), die an der Umweltfreundlichkeit der Stromer zweifeln. 

Insgesamt zeigen die Umfragedaten, dass die Vorbehalte eher struktureller Natur sind und sich durch eine Kaufprämie und andere (monetäre) Anreize kaum nachhaltig lösen lassen werden.

Zum Download der Mobilitätsstudie 2020: Elektro-) Mobilität in Zeiten der Covid-19-Pandemie (PDF, 597,2 KB).

Torsten Schmidt
torsten.schmidt@krafthand-medien.de

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