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Chinesisches E-Auto für hiesigen Markt ist Sicherheitsrisiko

„Preiskracher-E-Auto aus China: Krachend an die Wand.“ Zu diesem Fazit kommt der ADAC, nachdem er den E-Kleinwagen Suda SA01 einem ausführlichen Check und Crashtest unterzogen hatte.
Das seit 2020 verfügbare Elektroauto Suda SA01 darf dem ADAC zufolge in der EU nur verkauft werden, weil es im Rahmen einer Kleinserienzulassung auf den Markt kommt. Bild: ADAC

Das erste E-Auto des chinesischen Herstellers Suda, der Suda SA01 ist laut ADAC für den deutschen Markt seit Ende 2020 verfügbar. Kostenpunkt abzüglich der staatlichen Förderungen: nur 10.390 Euro. Leider gehen bei diesem Autos die geringen Kosten zu Lasten der Sicherheit, des Fahrverhaltens und noch weitere Punkte, sodass die Tester des Automobilclubs für den Preiskracher aus China das Fazit „Krachend an die Wand.“ ziehen. Zu dem doch sehr negativen Urteil kommen die Experten wegen schlechter Verarbeitung, mangelhafter Fahreigenschaften und vor allem der dürftigen Sicherheitsausstattung.

Fehlende passive Sicherheit

So finden sich weder Airbags, Gurtstraffer, ESP noch Sicherheitssysteme wie ein Notbrems- oder Spurhalteassistent an Bord. Die Quittung dafür gibt es im ADAC-Crashtest. Demnach schlagen bei einem versetzten Frontaufprall mit 64 km/h der Kopf und die Brust des Fahrers hart auf das Lenkrad, was im Ernstfall zu schwersten Verletzungen führt. Beim Beifahrer führten ferner Bauteile unter der Armaturentafel zu Verletzungen an Knie und Oberschenkel.

Zudem waren die Beschädigungen am Fahrzeug nach dem Crash so groß, dass sich die Tür zum Fahrer nicht öffnen ließ. Der Suda verfügt außerdem über keine Schutzvorrichtungen, mit welchen Rettungskräfte das Hochvoltsystem spannungsfrei schalten können. Im Ernstfall erschweren diese beiden Mankos die Bergung von Verletzten und das Risiko eines elektrischen Schlags.

Mangelhaftes Fahrverhalten

Doch nicht nur die Ergebnisse des Crashtests, sondern auch das Fahrverhalten des Suda sieht der Automobilclub kritisch. So komme der Wagen schon ab etwa 70 km/h beim Ausweichtest aufgrund des fehlenden ESP derart ins Schleudern, dass er sich nicht mehr abfangen lässt. Moderne Autos mit ESP meistern einen solchen Test mit über 90 km/h noch problemlos, so die Tester.

Eine gefühllose Lenkung und ein langer Bremsweg von durchschnittlich 42 Metern aus 100 km/h zahlen ebenfalls nicht gerade auf die Sicherheit ein. Auffällig waren außerdem die nachlässige Verarbeitung und die billigen Materialien: Das untersuchte Modell hatte zum Beispiel zahlreiche Lackfehler. Heckklappe und Handschuhfach waren schlecht eingepasst.

Mankos beim Laden

Im Hinblick auf die Ladeeigenschaften ist der Suda SA01 selbst für seine Preisklasse weit vom aktuellen Stand der Technik entfernt. Die 40 kWh große Antriebsbatterie verspricht zwar eine akzeptable Reichweite von rund 200 Kilometern, die geringe Ladeleistung von nur 3 kW AC bzw. 22 kW DC sorgt jedoch für unzumutbar lange Ladezeiten. Da das Laden der Batterie an öffentlichen DC-Ladesäulen wegen Kommunikationsproblemen zwischen Fahrzeug und Säule in unseren Tests vielfach nicht funktioniert hat, ist das Überwinden größerer Distanzen so gut wie ausgeschlossen.

Die wenigen positiven Eigenschaften konnten den ADAC in der Gesamtbetrachtung am Ende dennoch nicht überzeugen: Der Suda SA01 verfügt über ein insgesamt ordentliches Platzangebot für Insassen und Gepäck. Das zentrale Infotainment-Display in der Mittelkonsole reagiert gut auf Befehle, das Kombiinstrument mit dem Tacho ist gut ablesbar. Auffallend ist ferner die grundsätzlich unkomplizierte Bedienung des Fahrzeugs und die ordentliche Beschleunigung des Elektromotors.

Der ADAC kritisiert, dass der Hersteller die vereinfachte Typgenehmigung für Kleinserien ausnutzt, um ein Fahrzeug auf den Markt zu bringen, das deutliche Defizite bei der aktiven wie passiven Sicherheit aufweist. Aus Sicht des Clubs ist im Zweifelsfall der Gesetzgeber gefordert, die Gesetzeslücke durch eine Nachbesserung im Typgenehmigungsverfahren zu schließen.

Ein Video zum Crashtest findet sich unter https://bit.ly/2XE0DU5.

Torsten Schmidt
torsten.schmidt@krafthand-medien.de

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