Incoming Mobility – Portal für neue Mobilitätskonzepte und alternative Antriebe

„Am Ziel der Träume sind wir längst nicht“

Kurt Sigl, Präsident des BEM, spricht im Podcast (24 Min.) mit Incoming Mobility über zahlreiche Aspekte des Mobilitätsumschwungs, will dabei aber niemanden missionieren. Themen waren u.a. das noch umständliche Bezahlen an Ladesäulen, die Brennstoffzelle, Tesla, Carsharing, Arbeitsplatzverluste und sein elektrisches Traumauto.
Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbands E-Mobilität (BEM): „Wir müssen nicht missionieren, sondern wir müssen die Leute mitnehmen.“ Bild: Schmidt

Der Präsident des Bundesverbands E-Mobilität (BEM) Kurt Sigl kämpft schon seit über 10 Jahren für den Durchbruch der E-Mobilität. Während dieser Kampf lange wie einer gegen Windmühlen aussah, scheint jetzt der Umschwung zur E-Mobilität unaufhaltsam. Im Gespräch mit Incoming Mobility sieht sich Sigl dennoch nicht am Ziel seiner Träume. Warum das so ist, erklärt er im Podcast mit Torsten Schmidt.

00:00 / 24:19

Auszüge aus dem Gespräch mit Timecode

ca. ab Min 1: Sigls Worten zufolge geht es dem Verband nicht darum, jetzt alle Verbrenner zu verteufeln und alles auf E-Antriebe umzurüsten. Vielmehr müssen die Verkehrskonzepte intelligenter werden. Deshalb ist der BEM für einen intermodalen Ansatz mit smarter Verknüpfung der einzelnen Verkehrsträger. Außerdem sieht er noch die großen Themen autonomes Fahren sowie die Energie- und Mobilitätswende, bei denen es viel zu tun gibt.  

ab Min 2:54: Der Ausschlag für den Vormarsch der E-Mobilität geht auf die Förderprogramme zurück. Wenn diese 2025 auslaufen, sieht er jedoch keine Gefahr einer Nachfragedelle für E-Autos. Was jedoch schon eintreten wird, ist ein hoher Wertverlust von gebrauchten E-Autos. Das sieht er jedoch nicht unbedingt negativ. Vielmehr biete das Gebrauchtwagenkäufern mit entsprechendem Fahrprofil die Chance, relativ günstig in die E-Mobilität einzusteigen.

ab Min 5:10: Laut Sigl werde es bis 2030 rund 450.000 bis 500.000 öffentliche Ladesäulen geben. Und das ist seinen Worten zufolge auch vollkommen ausreichend. „Es macht ja keinen Sinn, einfach Ladesäulen hinzustellen, wenn die Autos dazu gar nicht da sind.“ Vielmehr plädiert der BEM für einen vernünftigen Ausbau. „Das geht im Moment sehr rasch und zu unserer Zufriedenheit, sodass wir uns derzeit überhaupt keine Sorgen um den Ausbau der Ladeinfrastruktur machen“, erklärt Sigl. Vielmehr müssen die Bezahlsysteme einfacher werden und die Säulen ‚intelligent‘ sein. Das sind die eigentlichen Themen, um die sich der BEM-Präsident sorgt. Er tritt ganz klar dafür ein, dass Kreditkartenzahlungen möglich werden und fragt sich, warum die Regierung das nicht wollte/will.

ab Min 7:35: Plug-in-Hybride sieht Sigl kritisch. Dennoch verdammt er diese Technologie nicht, da sie für bestimmte Anwendungen durchaus Sinn macht. Allerdings sieht er keine langfristige Perspektive für diese Autos und würde deren Förderung verringern. Zudem sollte bei Dienstwagen-Abschreibungen nur das gelten, was wirklich mit Strom gefahren wird.

ab Min 9:10: Sigl sagte einmal in Anlehnung an die Anschläge auf das World Trade Center, dass der Tesla Battery Day 2020 eine Art 9/11 für die deutsche Automobilindustrie gewesen sei. Wie er im Podcast erklärt, zielt dieser Ausspruch auf die führende Stellung in Sachen Akku und Software ab. Er gibt aber auch zu bedenken, dass sich das schnell wieder ändern kann. Da sieht er vor allem bestimmte Autobauer auf einem guten Weg. Zudem äußert er sich über die Bemühungen chinesischer OEMs, hierzulande Fuß zu fassen.

ab Min 12:10: „Wasserstoff und Brennstoffzelle im Pkw sind tot“, sagt Sigl voller Überzeugung. Dafür sieht er eine ganze Reihe von Gründen, die er im Podcast anführt. Und wer an synthetische Kraftstoffe glaubt, bei dem zweifelt er am Verstand. 

ab Min 14:40: Sigl erklärt, dass mit zig Studien belegt sei, dass die E-Mobilität keine Arbeitsplätze kosten werde. „Bis 2030 schaffen wir in Deutschland in dieser ganzen Thematik in zehn Jahren 250.000 neue Arbeitsplätze. Diese Studie wurde nicht von uns allein gemacht, sondern in Arbeitsgruppen mit einzelnen Playern, die wissen, wo der Weg hingeht.“ Jedoch räumt er ein: „die Arbeitsplätze verändern sich“ und er nimmt dazu Stellung. 

ab min. 17:10: Als die Sprache auf das Thema Carsharing kommt, spricht er diesem Modell definitiv eine Zukunft zu. Daran ändert auch der Einwurf nichts, dass Carsharing derzeit eher verloren hat und viele Player sich von diesem Geschäft zurückziehen. Letztlich erklärt Sigl, man müsse beim Verkehr zu einem intermodalen Ansatz kommen und auch bei der Städteplanung braucht es neue Ideen. Bei diesem ganzen Thema wirft er neben anderen Argumenten auch in die Waagschale, dass die heutige Jugend keinen Wert mehr auf ein eigenes Auto legt.     

ab Min. 22:18: Zum Abschluss des Podcasts spricht er über sein elektrisches Traumauto und wie er vom Motorsportler, der leistungsstarke Verbrenner fuhr, zur E-Mobilität kam. In diesem Zusammenhang erklärt er zudem: „Wir müssen nicht missionieren, sondern wir müssen die Leute mitnehmen“ auf dem Weg zur E-Mobilität.

Torsten Schmidt
torsten.schmidt@krafthand-medien.de

Ebenfalls interessante Beiträge:
Perspektiven der induktiven Ladetechnik

Bei Batterien von Plug-in-Hybridfahrzeugen oder Elektrofahrzeugen ist die Aufladung per Kabel Standard. Das Unternehmen Qualcomm Halo arbeitet an Lösungen für ‚induktives Laden‘, mit denen Elektroautos erheblich leichter und komfortabler aufgeladen werden können.

Weiterlesen »